Altchemnitz streckt sich heute ab Zentrum vom Südbahnhofzipfel reichliche 4km zwischen Chemnitzfluss und Bahnstrecke Zschopau/Aue mit der B95 nach Süden, dort an Harthau und Erfenschlag grenzend.
Der Stadtteil ist noch immer sehr durchmischt mit Gewerbe, besitzt aber auch trefflichen Oasen, speziell nahe der Chemnitz mit seiem begleitenden Stadtpark. Im 19. Jh. typische Arbeiterwohngemeinde, ist seit 1990 die Einwohnerdichte spürbar rückläufig.
Bereits vor dem 12. Jh. bestand unterhalb des Pfarrhübels nahe des Zusammenflusses von Würschnitz und Zwönitz zur Chemnitz eine königliche Wolfsjägersiedlung, die sich dann zum einreihiges Waldhufendorf entwickelte.
1216 wurde im Register des Benediktinerklosters ein zinspflichtiges Klosterdorf "Antiqua Kemnitz" benannt, das also bereits vor der dann geplanten und gegründet Stadt Chemnitz als (altes) Chemnitz bestand.
Um 1470 entstanden am Fluß Saigerhütten und Kupferhammerwerke. Der damals so bezeichnete Hüttenberg wurde vom wohlhabenden Chemnitzer Bürger Schütz mit der St. Johannis-Grube ausgeklopft. 1708 wurde die Grube St.Georg nahe der Flurgrenze betrieben, ebenso recht bescheiden.
Nach 1548 mit Säkularisation des Klosters kam Altchemnitz unter landesherrliche Verwaltung und Gerichtsbarkeit.
Der ehemalige Vorort erstreckte sich etwa ab Rößlerstraße und hatte seine Mitte im Schnittpunkt Südring/ Annaberger Straße. Altchemnitzer Schule und Michaeliskirche deuten das noch an.
Anfang 19. Jh. wuchs Altchemnitz auf voller Länge zur einer wirtschaftsstarken Industriegemeinde nahe am Wasser der Chemnitz und seit 1895 auch entlang einer Bahnstrecke. Maschinen- und Textilfabriken siedelten sich an:
Germania, Hilscher, Schimmel, Pöge, Weisbach und Pfauter, Auto-Union, Aktienspinnerei, Presto, Astra-Werke - um nur einige Worte zu nennen.
1894 schloss sich dieser Vorort der Stadt Chemnitz an und die Industrie beidseits der Annaberger Straße wuchs auf einander zu, schloss sich.
Heute besteht ein VW-Werk an Stelle der ehemaligen Barkas-Werke. Umgenutzte Fabrik- und neue Zweckbauten wie das Technologiezentrum, Einkaufszentren bestimmen nun das Bild des Stadtteils.
Die Kauffahrtei (Handelsniederlassung der Hanse!) östlich der Chemnitz wurde 1921 bis 23 nach Plänen des Architekten Erich Basarke als Handelszentrale der Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine errichtet. Was mit Senf und Linsenverarbeitung begann, endete nach Sanierung mit einer Niederlassung der Telekom.
In den zwanziger und dreißiger Jahren sind größere Siedlungen vorwiegend im Süden von Altchemnitz entstanden, so an der Marienberger Straße, am Pfarrhübel und an der Lippersdorfer und Rauensteiner Straße. Nahe am Astra-Werk entstand die Astra-Siedlung, in den 1930er Jahren die Großkampfbahn, (DDR: Ernst-Thälmann-Stadion) das heutige Sportforum im Südosten. Dazwischen Felder, bis das Gewerbegebiet an der Werner-Seelenbinder-Straße ausgewiesen wurde.
1910-1922 erbaute Siedlung des Bausparvereins Marienberger Str. - günstig nahe der Produktion; 1993/94 erneuert/umgebaut.
Familienheimstätten der Astrawerke, im Krieg hart getroffen, bewährtes Wohnen, bis in die Sechziger nachvollzogen - bitte Verfall aufhalten!
Im Süden am Fusse des Pfarrhübels beginnt der Zwönitztalweg mit Lehrpfad Wasserwerkspark nach Erfenschlag 3km, nach Einsiedel 5,5km. DasGrundwasserwerk wurde 1871-75 eingerichtete zur forcierte Wassergewinnung an der Zwönitzaue. Das Wasser wurde in über 50 Brunnen gefaßt, somit gut gefiltert, teils sogar über die Wiesen verrieselt, um so gut gefilter erneut als Trinkwasser verfügbar zu werden.
Gemeinsam mit den Streuobstwiesen und dem Klärteich blieb ein Flächennaturdenkmal, das auch Raum für Spaziergänge bietet. Hübscher Bestand an Fagus silvatica, interessante Frühlingsblüher, Wasseramseln und Dohlen und Radfahrer.
Westlich vom Park vereinen sich die zuvor noch vom Pfarrhübel getrennten Zwönitz und Würschnitz zur Chemnitz.
Der Süden wird von der Erzgebirgsnordrandstufe tangiert, die ab nördlich Freiberg über Stadtteil Euba mit dem Katzenberg weiter südwestlich bis zum Katzenstein bei Stollberg seit 2005 als fast unzerschnittenes Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist. Die vordere Kuppe des Pfarrhübel in 432 m ü.NN. und seine Umgebung ist, war und bleibt reizvolles Wanderziel der Chemnitzer mit weitreichenden Waldrevieren. Aber Gruppen zu 9 Personen vermeiden, denn diese locken den sonst eher scheuen rotbemäntelten Neuntöter mit schwarzer Halblarve hervor.
Die Stadt liegt fast 150 m tiefer. Und wenn es sich in Altchemnitz tüchtig abregnet, scheint hier oben vielleicht die Sonne oder bleibt Schnee liegen - eine deutliche Klimascheide.