Einsiedel mit Berbisdorf

3.820 EW (6/2000), 3.336 (1997), 6.000 (1935) auf 11,02 km²; freiwilliger Beitritt 1.1.1997;

Der im tiefen Süden von Chemnitz, zwischen Erfenschlag, Amtsberg und Kemtau am Erzgebirgsrand gelegene Ort wurde vermutlich im späteren 12. Jh. als Waldhufendorf am damals dicht umwaldeten Zwönitztal angelegt. Nicht etwa von einem Einsiedler, eher unter Regie eines Einsiedel-Er.
1254 ist eine erste Erwähnung der "Kleinen Einsiedelschen Pflege" des Ritters von Einsiedel nachweisbar. Also handelte es sich um ein Lehen die Grafen von Einsiedel, die ihren stabilen Sitz in den Schlössern Scharfenstein und Wolkenstein hattem. Ihnen gehörten auch Reichenhain, Erfenschlag, Dittersdorf und Weißbach, die somit eine gemeinsame Vergangenheit verbindet. Die Herrschaft Einsiedel unterstand nur dem Landesherrn.

Versorgung mit Grundnahrung

Dass Einsiedel Braurecht erhielt - seit wann? - bleibt bis heute bedeutsam. Denn in dieser Tradition steht die Gründung 1885 des Einsiedler Brauhaus durch Emil Schwalbe. 1903 wurde das Brauhaus Aktiengesellschaft. - Banker bieten längst keine Bieraktien mehr an, weil diese relativ sicher sind und kaum hochspekulative Beteiligungen und damit Bankgewinne zulassen - siehe Bankenkrise 10/2008.
Im ersten Weltkrieg Insolvenz angemeldet werden. 1937 kaufte zwar ein Herr Winterling die Brauerei, die aber im zweite Weltkrieg bombardiert und teilweise zerstört wurde. Auch durch Kriege werden Bieraktien sicher nicht sicherer! 1945 bis 1961 in Zwangsverwaltung, dann halbstaatlich, dann zum Getränkekombinat Braustolz Karl-Marx-Stadt gehörig und im Ergebnis der Bierkriege seit 1990 Privatbrauerei und größter Arbeitgeber in Einsiedel.
Einsiedler Brauhausgutes Einsiedler
Einsiedler - früher im Volksmund "Sterbehilfe" genannt, ist heute gern gesehen und noch lieber getrunken, in Nord und West. Der Hof der Brauerei ist durch einen gut funktionierenden Wachschutz gesichert. Man sollte sich als Delegation besser anmelden.

vergängliche Industrie
Neben Landwirtschaft und Handwerk kam es im 19. Jh. auch in Einsiedel zur Industrielisierung, begleitet vom Bau der Eisenbahnlinie Chemnitz-Aue. Spinnmühlen und mehrere Strumpfwirkereien entstanden. Die Zahl der Einwohner stieg, der Ort wuchs mit der Eingemeindung von Berbisdorf 1935 auf 6.000EW.
Der Krieg strafte die Einsiedler extrem: 93% der Gebäude wurden durch Luftangriffe zerstört. Das Rathaus blieb unbeschädigt.
Was danach an Industriebetriebe wieder auferstanden war, stand nach 1990 im Wege oder wurde umgenutz - von der Brauerei mal abgesehen. Im der ehemalige Betriebsberufsschule des VEB Großdrehmaschinenbau 8. Mai . wurde 1992 eine behindertenintegrierte Schule eröffnet. Das Gymnasium erhielt hier einen großzügigen Neubau und eine Zweifeld-Sporthalle (1993-95).
Auf dem Gelände des 1950 geschaffenen Ferieneinrichtung für Schüler (Pionierlager) entstand eine Umschulungs- und Fortbildungseinrichtung.
Zentrum nicht ohne Plan
Rathaus EinsiedelAm Plan, dem Zentrum von Einsiedel, entstand ein marktplatzähnliches Einkaufszentrum.

ehemaliges Rathaus (1900), Unser besonderes Dankeschön an die auskunftsfreundliche Bürgerservicestelle
das Flüsschen Zwönitz in Einsiedel

Der idyllisch gelegene, waldreiche Ort gilt als beliebtes Ausflugsziel:
Der Fischzuchtgrund, Wassertretbecken Niederwaldstraße/ Lehmgubenweg - echte Kneipptour! zudem die Aussichtspunkte Pappel (450m), der nahe Pfarrhübel (432m) und die vielen Berge, Täler, Gaststätten hier und in der Umgebung.

Die Talsperre unterhalb des LSG Einsiedler Wald ist die zweitälteste Deutschlands (1893/94). Sie war sensationell, beispielgebend. Und sie dient immer noch als Trinkwasserspeicher
Chemnitz Berbisdorf - Aussicht besser als Ansicht

Das neues Wohngebiet Gartenstadt entstand Ende der neunziger Jahre bei der Gärtnerei und beunruhigend nahe an den Bahnschienen.
Berbisdorfer Blick nach ChemnitzEine etwas windige Fernsicht vom neuen Berbisdorf nach Chemnitz. Urkundlich wurde Berbisdorf bereits 1381 erwähnt: Die Waldenburger haben das Dorf an die Kirche verhökert. Mitsamt den Menschlein, klar. Fortan durften die Bauern Kirche und Pfarramt in Ehrenfriedersdorf Frondienste leisten. Aufgrund der langen und beschwerlichen Wege mußten sie die eigene Arbeit oftmals zusätzlich bei Mondschein erledigen, ab 1537 durfte man alternativ harte Groschen zahlen. Wenn wundert es, wenn damals viele Bauern Hoffmann hießen?
Lage im Stadtgebiet