Innere Klosterstraße/Hof
Sicile-Tor
Pinguine
Venus
Windrose
Stadthallenkomplex
Ginko
Würde, Schönheit, Stolz
Wissenschaft-Produktivkraft
Akt
Neeberger Torso
Sinnende
Brücken-/Bahnhofstr. Marx
Str. d. Nationen Beschirmte
am Brühl Klapperbrunnen
Hartmannstr. Darstellende
Park OdF Junge auf Esel
Falkepark Marktbrunnen
Schlossteich Thälmann
Das Bedürfnis sich mit Kunst zu umgeben ist uralt. Die Motivation ist dabei recht vielschichtig, pendelt mehr oder weniger zwischen Liebe zum Kunstwerk, Sammlerleidenschaft, Prahlsucht, Machtdemonstration, Beeinflussung, Gedenken bis zum Kniefall. 1904 gab es in Deutschland 372 Denkmale für Kaiser Wilhelm I. Eines davon stand auch einst auf dem Mark von Chemnitz, dazu noch ein stehender Graf Moltke und der Saxoniabrunnen.
Marx, Engels und Thälmann haben die Zeitläufe überstanden. Und wenn auch der Bürger selten gefragt wird, was man ihm so vor die Nase setzt, sollte man wenigstens nicht auf jedes dumme Pfund, vielmehr auf Argumente hören, wenn mal wieder was weg soll. Sinnlos vernichtet wurde genug.
Durch die Zerstörung des Stadtzentrums von Chemnitz und die Vor- und Nachkriegswirren wurden auch öffentliche Werke vernichtet oder aus dem öffentlichen Bewußtsein gelöscht. Mit der langzeitlichen Neugestaltung der Innenstadt entstanden durch veränderte Straßenführung und viel Neubau neue Räume, die möglichst ganzheitlich betrachtet und so auch mit öffentlicher Kunst beplant wurden. Mit diesem Erbe, das ja nur einen unendlich kleinen Zeitabschnitt dokumentiert, wird man sich arrangieren. Manches bierernst gemeinte Kunstwerk nötigt heute einen Anflug von Spott, Ironie ab oder Erstaunen, Nachdenklichkeit, Zustimmung.
Was sollte Kunst viel mehr bewegen?
Vieles nimmt man gar nicht mehr wahr, einiges würde man nicht mal vermissen. Was gestern überzeugen sollte und oft das Gegenteil bewirkte, scheitert nun an der Alltagsblindheit. Da erhält eine Plastik eine ganz neue Bestimmung - als Colabüchsen-Halter. Wie auch immer, wir leben mit und in dieser Kunst.
Gut hat es Kunst, die einfach nur da ist, sich einfügt, an der sich keiner reibt, die ordnet. Tiere eignen sich dazu bestens. Der Junge auf dem Esel (Emil Mund) am Treppenaufgang Zschopauer Straße zum Park wurde damals schnell zu einem konkreten Treffpunk.
Ein ganzer Raum neben dem Falkeplatz ist besonders kinder- und familienfreundlich geprägt - Bär, Schildkröte, Elefant, nacktes Holz und viel Nestwärme. Hier hat die Gemeinschaft versammelter Kunst ergänzende Funktion, die das Einzelwerk kaum erreicht, dieses aber in diesem Kontext bereichert.
Die Vielzahl nackter Tatsachen überrascht, vielleicht. War das nun eine Modeerscheinung, Ausgleich für fehlende Sexshops, Hymne an die Natur und Natürlichkeit, der splitternackte und also völlig transparente Wunschbürger? Oder "nur" gekonnter Spaß an der Freude. Und wenn schon so viel nackte Weiblichkeit, wo bleibt der Mut zu einem nackten Mann? Vielleicht nähern wir uns einem Amazonen-Zeitalter? Hier ist die Relation völlig aus dem Gleichgewicht. Zum Vorteil der Männer?
Aber vielleicht sind die oft anzutreffenden himmelwärts gerichteten Installationen nichts weiter als Symbole der Männlichkeit, was natürlich so keiner wahr haben wollte? Und der erfolgssichere Mann zeigt sich in der Kunst als stahlhart kantige Riesenskulptur mit einer Rostschicht von Gefühl.
Nur weil etwas Mode ist, macht es nicht gleich einen Sinn. Manches nervt auch. Doch die Geschmäcker sind zum Glück verschieden, schreien geradezu nach Vielfalt.
Naturelle Räume wie der Schlossteich mit seinem Park schmücken sich gut mit Brunnen und alten tageszeitlichen Figuren, Beeten und Tieren. Und wenn Kunst auch provokativ sein kann, so soll sie doch nicht die heimische Tierwelt erschrecken. Grellfarbener Plastemüll im Stadtgewässer muss nicht extra künstlerisch geschaffen werden. Ist man ein Spießer, wenn man das weder versteht noch verstehen will?
Nach Unmengen von Siegessäulen, Reiterstandbildern, Leninstatuen kommen nun allerhand privat erzeugte Produktionsabfälle, die nach tiefsinniger Interpretation lechzen, sonst aber möglichst wenig aufregen.
Manche Arbeiten liegen scheinbar einfach so am Wege, sitzen als Angeler wie zufällig auf einer Brücke, entpuppen sich als raffinierte Wegweiser, verraten bei genauerem Hinsehen handwerkliches Geschick und Sinn für Datails. So bringen Kunstprojekte einiges In Sicht.
Die Begriffe "Kunst" und "öffentlicher Raum" sind weit gespannt und reichen bis in die Vororte und weiter, kennen keine Grenzen, kümmern sich wenig um Entscheider, die sich aber darum kümmern sollen. Aus diesem freudigen Kümmern darf viel mehr als nur kümmerliche Freude wachsen.
chemnitztour.de kann keine vollständige Abhandlung von Werken in öffentlichen Räumen der Stadt Chemnitz bieten und will es auch nicht.
Es sind nur ganz willkürlich einige Beispiele angeführt, die auffielen. Dazu gibt es wohl unterschiedliche Meinungen und meist Ergänzungen.
Vielleicht fehlt ein bedeutungsvolles Werk. Mit Tipps oder "Rezensionen" können wir das ändern.
bhs 12.02.2004