Nationalistischer Gigantismus

Manche rühmen ja noch heute den Bau der Autobahnen. Das aber waren geplante Nachschubwege für einen Krieg. Auch Fabrikbauten wurden schon 1936 den Krieg vorbereitend mit bombensicheren Treppentürmen errichtet, wie bei der Erweiterung der Wandererwerke. Dafür lag dann viele Städte in Trümmern, auch Chemnitz.
Und bedürftige Großfamilien und Arbeitslose erhielten Bauplätze und Material für völkischen Siedlungsbau. Dafür wurden ein Volk in einem ungerechten Krieg verheizt. Und natürlich gab es Kriegsgewinnler.

die ehemalige Volksschuke Borna/Chemnitz

Wenn es überhaupt bauliche Errungenschaften gab, dann wurden sie mehr oder weniger gut zu Ende gebracht, so die Volksschule Borna. Beachtlich war, dass alle Klassenräume ebenerdig angeordnet und mit einem eigenen Klassengarten verbunden waren. Daraus wurde die Hindenburgschule, die dann zerstört wurde.


Kirche St. Pauli Kreuz (1936, Kreuzkirche) an der Henriettenstraße

Als entartet abgestempelt wird in dieser Zeit jeder Expressionismus, ebenso die Moderne in Kunst und Architektur. An deren Stelle traten - doktrinär verordnet - romantisch verbrämte Nationalmystik und Technikwahn.

Auf dem Kassberg Henriettenstraße wurde 1936 die architektonisch bedeutsame Kirche St. Pauli Kreuz geschaffen.
Architekt dieser Kreuzkirche war Paul Bonatz.

Die neoromanische Synagoge (1897-99) ließ man dann 1938 in Flammen aufgehen.


propagandistisch umfunktionierte Sportstätten mit diesen unnachahmlichen bildnerischen Gekröse

Die selben Brandstifter wandelten die in der Weimarer Zeit begonne Südkampfbahn an der Reichenhainer Straße im Jahre 1938 in eine Großkampfbahn. Sie bestückten die Eingangssäulen mit gewaltigen Adlern, die nach 1945 entflogen. Erstaunlich wie auch Stadtrat Otto sich "anpasste".


1936 wurde dieses Gebäude als Sparkassenbau in Chemnitz eingeweiht

Immerhin brachte Otto die Neunutzung der Anlagen am Schlossteich (1938) auf den Weg, nachdem die in der Weltwirtschaftkrise ruinierten Hartmannwerke zum großen Teil demontiert wurden.
Wenige öffentliche Gebäude wurden in dieser Zeit gebaut. Dazu zählt die ehemalige Sparkasse Augustusburger/ Ziethenstraße (1936).


zerstörtes Chemnitz, nie wieder aufbaubar - frohlockten einige Friedfertige
Chemnitz lag viele Jahre außer Reichweite angloamerikanischer Bomber. Das änderte sich 1945. Nach dem verheerenden Angriff auf Dresden sollte Chemnitz noch übler vernichtet werden. Die Topografie der Stadt kam diesen Plänen entgegen, aber das Wetter nicht. Der 2. Totalangriff am 5. März 1945 zerstörte "nur" 90% der Innenstadt.

72.000 Wohnungen wurden zerstört, die meisten Fabriken, zahlreiche Schulen, sämtliche Theater, die meisten Kirchen - im Bild ein Rest Paulikirche (links). Die Synagoge (1897/99) auf dem Kaßberg wurde allerdings 1938 in der "Kristallnacht" in Brand gesteckt. Bombentreffer gab es auch in verschiedenen Stadtteilen, z.B. in der Astra-Siedlung Altchemnitz.

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