Architektur in Chemnitz
Überblick
vor Industriezeit bis 1800
Industrie- und Gründerzeit
Klassizismus 1800-1870
Industriebau 1800-1870
Industriebau 1871-1939
Historismus bis Jugendstil
- öffentliches Bauen
- Schulen
- Villen
- Wohnungsbau
- Kirchenbau
Der Planung und Standards des Städtebaus waren zur Kaiserzeit auf bestem Wege. Neben erstaunlich vielen Schulen und Kirchen wurden bis zu Beginn des 1. Weltkrieges über 100 öffentliche Gebäude errichtet. Fast euphorisch mutet die Betriebsamkeit an, mit der Strukturen modelliert und durchgesetzt werden konnten.
Von der 1859/ Krasting eingeweihten ehemaligen Hauptpost im Stil der Tudorgotik überstand nur der 1909/10 im historisierenden Jugendstil angebaute Teil (Nordseite) die Luftangriffe.
Die Alte Post wurde 1995 saniert und erweitert.
Konzert- u. Ballhaus "Stadt London", damm "Zum Hohenzollern" an der Straße der Nationen/ Elisenstraße. Das zweckdienliche Gebäude war auch Versammlungsort umtriebiger Arbeiter wie August Bebel, wurde als „Central-Lichtspiele" und Hörsaal der Technischen Hochschule bekannt. Das Haus behielt seine schlichte Elegance, ist zur Zeit im Eckbereich Hotel.
1872/73 wurde der Hauptbahnhof errichtet. Rundbogenfenster im EG und die Fassadengliederung weisen deutlich klassizistische Bezüge auf.
Mit Umgestaltung des Vorplatzes wurde auch Fassade am Haupteingang farblich verändert, in der nun Grau dominiert.
1880 wurde in Chemnitz das Amt des Stadtbaurates geschaffen und mit Eduard Hechler besetzt. Der Schlachthof, die Talsperre Einsiedel und das Rathaus am Beckerplatz (1889, zerstört) zählten zu seinen wichtigsten Leistungen - nicht zu vergessen: die Markthalle (1891).
Lange nur als Lager genutzt, erfolgte 1994 ihre Sanierung unter Architekten Peter Waldvogel und 1995 die Wiedernutzung.
Zeisigwaldschänke, erbaut 1899 von A. Trübenbach. Die Aktien-Lagerbier-Brauerei Schloßchemnitz erkannte die gute Gelegenheit, über dieses Auflugslokal mit Biergarten im stadtnahen Wald die Konsumtion ihrer Erzeugnisse zu steigern. Der Fachwerkbau im historisierenden Heimatstil wurde 1910-1927 erweitert. Damals ging das Konzept auf.
Central-Theater, (1902, 1945 zerstört). Das Jugendstilgebäude an der Zwickauer Straße war kaum wegzudenken. Als Operettenbühne bot es 2.000 Besuchern Platz.
Abbildung nach Foto von 1911 aus der Festschrift zum Neuen Rathaus, Verlag Robert Frieses Buchhandlung.
Die Feuerwache Schadestraße (1906) galt als moderner Bau von hoher Funktionalität. Oft verändert, wurde er 1994 saniert.
Chemnitz gehörte zu den wenigen Städten, die bereits um Mitte des 14. Jh. eine Feuerlösch- und Bauordnung besaß. Eine Berufsfeuerwehr gibt es in Chemnitz seit 1866. 1916 wurde hier die erste benzinautomobile Drehleiter der Welt in Betrieb genommen.
Ein markantes Beispiel für den Neoklassizismus ist das Krematorium am Friedhof Reichenhainer Straße, 1906 vom später recht modernen Otto geschaffen (Museum Falkeplatz).
Verlagshaus der Chemnitzer Neueste Nachrichten an der Annaberger Straße wurde 1908 eingeweiht
Architekt: Wenzel Bürger.
Stark gegliederte Fassaden waren typisch für seine Bauten.
Nach Kriegsbeschädigung wurde das Gebäude bis 1955 wieder hergestellt. Es diente zur DDR-Zeit als Haus der Technik, Sitz der KdT (Kammer der Technik), auch als Klub der Intelligenz.
Das Ensemble König-Albert-Museum und Neues Theater (heutige Oper) wurden 1909 eingeweiht. Mit dem Neuen Rathaus zählten sie zu den wichtigsten Bauten von Richard Möbius. Das Museum ist in Formen der deutschen Neorenaissance gehalten.
Das Neue Rathaus wurde 1911 fertiggestellt. Es zeigt eine pittoreske Silhouette im Stile der Neorenaissance. Fassaden und Innenräume wurden reichlich dekorativ und figürlich geschmückt. Oft erwähnt wird das Wandbild "Arbeit - Wohlstand - Schönheit" von Max Klinger, der sich recht verklärend der griechischen Antike bediente. Der erste Chemnitzer Roland war eine späte wenig originäre Zutat.
Das Kaufhaus der Brüder Carl und Hermann Tietz entstand 1912/13 als mit Elbsandstein verkleideter neoklassizistischer Stahlbetonskelettbau unter recht modernen Prämissen, mit Rolltreppe, drei Lichthöfen und sensationell breitem Angebot.
Architekt: Prof. Wilhelm Kreis
1926/27 wurde die Westseite erweitert. Architekt war Basarke. 1938 folgte die Enteignung der jüdischen Besitzer durch den NS-Staat. Nach Bombentrefferam 5. März 1945 brannte das Gebäude aus, wurde 1963 wieder hergestellt, 1984 Denkmal.
Kino Metropol
Zwickauer Straße 11, 1913
Entwurf: Architekten Wenzel Bürger als Varieté Theater, angeschlossen ein Hotel mit 34 Zimmern, viergeschossiges Hauptgebäude, zweigeschossig der Saalanbau. Das monumentale Bauwerk zeigt eine reich gegliederter Fassade mit Reliefs und Plastiken, Elementen des Historismus und Jugendstil. Es ist heute Kino.