Demonstration Marxscher Ideale und Großplatten-Ratio

Der Zustand der Industrie- und somit Arbeiterstadt im Arbeiter-und-Bauernstaat, der Bezirksstadt im bevölkerungsreichsten Bezirk der DDR mit dem verpflichtenden Namen Karl-Marx-Stadt war auf die Dauer nicht mehr vertretbar, stand zu krass im Widerspruch zum Anspruch von Partei und Regierung. Die Bebauung der Straße der Nationen sollte weitergeführt und beendet werden - großzügig, luftig, modern und zukunftsträchtig, rigoros.

Kammbebauung der Straße der Nationen in Chemnitz

Natürlich war auch die Kammbebauung der Straße der Nationen (und am Rosenhof!) strittig, aber damals eine moderne Lösung, die in Rotterdam mit der Einkaufsstraße Lijnbaan ähnlich umgesetzt wurde. Nach der Wende gab es sehr intensive Bemühungen, diese Häusergruppe wegzureißen und generell neu zu bebauen. Viel Geschrei, als hier DDR-Architektur unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Wenn man sich vorstellt, wie diese Straße neu bebaut aussehen würde... Das ist genau wie mit dem Stadthallen-Hotel-Komplex. Hier hat Chemnitz etwas Eigenes, eigenen Charakter. Spröden Charakter vielleicht, schon auch widersprüchlich. Charakter ist immer widersprüchlich. Oder langweilig gesichtslos charakterlos.

Posthof Chemnitz, Hauptpost

1964 - 67 erfolgte der Bau der Hauptpost als Eingang zur Straße der Nationen. Nicht nur die Arkaden auf der Straßenseite sind bemerkenswert, auch die freundliche Fassadenverkleidung mit einheimischen Quarzporphyr.

Selten bewundert man den Anblick des Gebäudes von der Hofseite aus. Der ist auch recht einnehmend.

Architekten: Lucke und Kollektiv.


ehemaliges Industriezentrum Straße der Nationen, Chemnitz

1966 - 68 wurde an der Straße der Nationen das ehemalige Industriezentrum erbaut, gleichsam als östlicher Rahmen des Parkes vor dem Stadthallenkomplex und um die letzte bauliche Lücke dieser Magistrale zu schließen.

Architekten: Kluge und Hauptmann.


Die Brückenstraße als Karl-Marx-Allee sollte deutlichen Bezug zu Marx erhalten. Karl Marx aber schüttelte - genauer betrachtet - über manch närrischen Aufmarsch seinen gewaltigen Nischel. Und er hätte nicht jeden auf den Jubeltribünen vor dem Haus der Staatsorgane und Partei gemocht.

Haus der Partei, auch heute noch gut genug

Das Haus wurden 1977-78 erbaut, doch erst später um die Westfaltungen beendet. Architeken: Sehm, Seidel, Schlegel, Arnold.

mit Chemnitz hoch hinaus - das Mercure

Der damals und auch nach der Wende noch am Projekt (Hotel) mitwirkende Prof. Clauss Dietel behauptete 1996, man habe hier mit sächsisch offener Architektur und dazu gebundener Kunst in harter Zeit beste Traditionen des Jahrhunderts fortgesetzt. "Mitte der siebziger Jahre waren die Bauten das Modernste und Beste in der DDR und setzten Zeichen für Hoffnung." Wer das bauliche Ensemble lediglich als maroden überirdischen Betonkeller sah, hat einfach statt nur Rot zu viel Schwarz gesehen.


mehr hierzu auch im Stadtbummel

1974 - 1989 Baustopp für die Innenstadt zugunsten der Wohnsiedlungen.
Das Zentrum ist inzwischen endlich wieder in Richtung Markt gewachsen und nun machen "Einheit und Kampf der Gegensätze" vielleicht den heimlichen Reiz des neuen Zentrums der Stadt aus.

 Triumpf der Großplatte