Rückgewinn der verlorenen Mitte

Der bereits 1991 initiierter städtebaulicher Ideenwettbewerb mündete erst 1998 in einen Rahmenplan für die Innenstadt. Das war wirtschaftlich verheerend, dafür aber behielt das Zentrum die Chance auf ein eigenes Gesicht. Der kolossale Betonklotz der Galerie Roter Turm (Entwurf: Walter Brune, Düsseldorf) erhielt im letzten Moment von Hans Kollhoff (Berlin) eine mit über 100.000 Terracotta-Ziegeln versehene crèmefarbene Fassade aus maurischen Zinnen und Bögen und venezianische Arkadengängen. Eingebettet zahlreiche Fensterbänder. Die Passagen des Einzelhandels im EG geleiten zum zentralen Treff-, Mittel- sowie Ausgangspunkt für geordnetes Drunter u. Drüber. Sie eröffnete 2000.

Die beiden Galerias in Chemnitz bringen mehr Zentrum in die InnenstadtGaleria Kaufhof, Europas modernste, durchlässige Kaufvitrine aus Stahl und Glas, wurde 1999/2001 gleich nebenan am Neumart erbaut.
Architekten:  nach Entwurf von Helmut Jahn (Chicago) Das fünfstöckige Warenhaus bietet durch seine großflächige Glashaut interessante Zerrbilder der Umgebung im pseudotransparenten Irrgarten. Es verfügt über ein hauseigenes Parkhaus mit ca. 450 Parkplätzen. Da Jahn auch die Zentralhaltestelle gestaltete, zog er ein schützendes Glassegel von der Galeria bis längs der Haltestelle.
elegante Lösung für eine nnerstädtische Parkhauseinfahrt. Man landet im Chemnitzer Kaufhof. Auch die geschützten Einfahrten zum Parkhaus Galeria Kaufhof inmitten der Bahnhofstraße wurden 2001-2002 von den Architekten Murphy/Jahn entwickelt.
Neben dem Kaufhof ist in Bildmitte das ehemalige Gebäude von Robotron zu sehen, 1968/71 erbaut.
Architekten: Hühnerfürst und Kollektiv
1995 erfolgte eine Umnutzung zur Chemnitz-Plaza.
moderner Neubau am Markt von Chemnitz, immerhin besser als NeobarockSeit Ende 2001 verdeckt das vom Büro nps (Dresden) gestaltet gläserne Türmerscharnier den Rosenhofblick zum Rathaus und bedient wohl eher Profilierungsgehabe als ästhetischem Raumempfinden, weil zur falschen Zeit am falschen Ort. Das Bauwerk schließt ans unter Denkmalschutz stehende Siegertsche Haus sowie den Agricola-Komplex an.
Bei Aushub der Baugrube wurden Überreste eines Hauses aus etwas 1400 gefunden, was als Sensation vermeldet wurde, aber an einer der ältesten Siedlungsstellen der Stadt nicht erstaunt.
Chemnitzer Rosenhofarkaden

2001 entstanden anstelle des Plattenbaus - ehemals durch den VEB Ingenieurbüro Elektogeräte genutzt - die Rosenhofarkaden gegenüber dem Türmer. Architekten: Weinmiller Partner;
Sie fügen sich doch recht ordentlich ins Umfeld ein, passen auch funktional gut zum benachbarten Jugendstilbau am Markt.


Chemnitzer Rosenhofarkaden

2001. Am Westende des Rosenhofs zur Theaterstraße entstand ein abschließender Bau als Geschäfts- und Parkhaus.

Architekten: Arnold und Dr. Barth

Gewöhnungsbedürftig ist der gläserne Fahrstuhl im Boulevardbereich, scheinbar die rosige Idylle marktreal trennend. Aber eine Auffahrt iwird mit der schönsten Aussicht belohnt, was aber nicht in der Absicht der Planer lag.


Chemnitzer Rosenhofarkaden (links) mit der Gedenkscheibe2002 wurde das Rettungszentrum Schadestraße/ Ecke Aue fertiggestellt, womit der große Gebäudekomplex der gründerzeitlichen Feuerwache auf modernste Weise erweitert wurde. Der durch die beiden Straßen gebildete spitze Winkel wird am Gebäude mit Dreiecksegment aufgenommen und durch wohl kaum genutzte Terassen bereichert.
Federführend waren die Architekten Meerheim und Richter.
2002 Sporthalle: Richard-Hartmann-Halle in Chemnitz 2002 eröffnete die Richard-Hartmann-Halle Fabrikstrasse 9, Architektenbüro Prof. Bremmer, Lorenz, Frielinghaus Planungsgesellschaft mbH.
Die zweigeschossige Halle fasst 2000 Zuschauer. Auch als Vierfeldsporthalle kann sie für Wettkämpfe und Schulsport genutzt werden. Die Sporthalle wird von einer umlaufend betretbaren Metalldach bedeckt, getragen von Stahlprofilen. Der umschließende Betonkörper wird an den vier farbigen Ecken durch eine Erhöhung bis unter die Dachkonstruktion betont. Eine sporliche Synphonie aus Klinker, Glas und Metall.

2003 entstand NW-Seite des Neumarkts unter wellenförmigen Dachformationen ein Textilkaufhaus für Peek & Cloppenburg; Architekten: Ingenhoven, Overdiek & Partner.

Daran grenzen zwei Blöcke der Mittelstands-Meile nach Josep Lluis Mateo, Spanien.


Die Rückseite vom alten Neuen Rathaus in Chemnitz sieht man im neuen Kontext zur Inneren Klosterstraße mit Charakter

Die Innere Klosterstraße ist seit 2003 wieder geschlossen bebaut und lässt einen schönen Hof mit Durchgang durchs Rathaus zum Neumarkt. Das Baufeld 4 nach Architekten Krüger, Remmler, Elling und Fischer, C & E wurde 2002 fertiggestellt. Es zeigt sich optisch besser als erwartet.


Mittelstandsmeile
Auch das Baufeld 5 war 2003 bebaut. Damit wurden nach den Entwürfen der Architekten Meerheim und Richter, Krig, IPRO-Plan, Müller, Nutz & Reyhe die Nordseite der Inneren Klosterstraße baulich geschlossen, die nun auch von der Theaterstraße her recht einladend ausfällt.
Die neue Westfront vom Tietz in Chemnitz

2003 wurde das Kaufhaus Tietz (1912/13) für eine Mischnnutzung saniert.
Im März 1945 stark brandgeschädigt, dienten es nach Rekonstruktion ab 1963 als HO-Warenhaus CENTRUM und wurde denkmalgeschützt.


versteinerter Wald ins Tietz umgezogen

Seit 2004 wird DASTietz wieder genutzt, unter anderem rückten

- Stadtbibliothek
- Volkshochschule
- Museum für Naturkunde
- Neue Sächsische Galerie

näher ans Zentrum. Ergänzt wird das Haus durch eine Ladenpassage.
Der fast einzigartige "Versteinerte Wald" von Chemnitz steht nun etwas ungeschickt(?) präsentiert im schützenden Lichthof.


2005 nahm das Baufeld 5 allmählich Gestalt an. Die Innenstad formt sich zur neuen Mitte.


Die Verschiedenartigkeit der Formen, Farben und Materialien erzeugt immer wieder neue Sichten und Empfindungen


wohin soll das führen?

Hatte man in den 1990er Jahre noch Mühe, ein Stadtzentrum zu definieren, so wächst dieses inzwischen aus der neu definierten Mitte scheinbar ins Uferlose. Schon zählen "einige" den 2004 geschaffenen Neubau der Bundesbank-Filiale an der Zschopauer Straße hinzu. Sie erhielt eine Fassade aus grünlich durchscheinendem Alabaster, Dachbegrünungen. Und sie steht selbstverständlich auch in bester grünzentraler Lage. Das benachbarte 3geschossige Wohngebäude ist Bankangestellten vorbestimmt.
Architekt durch Gewinn der Planungsausschreibung: Josep Lluis Mateo aus Spanien. Olé

Gelungen

Die Einheit von Arbeit, Wohnen und Freizeit in der City von Chemnitz überzeugte auf dem DIFA-FORUM der Expo Real 2006.

Chemnitz erhielt den zweiten Preis für innerstädtische Revitalisierung. Der alle zwei Jahre verliehene Award wird an Europas städtische Quartiere mit der höchsten Lebensqualität vergeben.
Sieger wurde Oslo, doch Chemnitz ließ neben dem Dritten Leipzig auch noch Metropolen wie Berlin oder London hinter sich.

In Chemnitz sei innerhalb von nur acht Jahren ein vitales Zentrum realisiert worden, so die hochkarätige Jury.

Stimmt. Aber ringsum wird vielleicht zu viel zerbröckelt.