Kathedralen der Industrie: zweckmäßig bis sinnlich

Unter Gründerzeit versteht man heute meist die Zeitspanne von Reichsgründung 1871 bis zu Beginn des 1. Weltkrieges. Die Inddustrialisierung hatte bereits begonnen, das Eisenbahnnetz (erste Linie Fürth-Nürnberg 1835) entstand, Zollgrenzen aus der Kleinstaaterei waren gefallen, viele Fabriken entstanden und meldeten Bedarf an Arbeitskräften.

Gebäuder der Strumpffabrik Esche in Chemnitz, saniert und umgenutztMonumental wirkt noch heute das Gebäude der Strumpffirma Moritz Samuel Esche an der Goethestraße 5 (um 1886)
Der viergeschossiger Fabrikbau mit Turmaufbau an der Nordfassade wurde aufwendig mit gelbem Klinkerdekor versehen.
heutige Nutzung: Verwaltungsgebäude.
ehemalige Gießerei Escher in Chemnitz, heute Industriemuseum

An der Zwickauer Straße Str. 119/125 ist die ehemalige Gießerei Gebr. Escher AG - erbaut um 1895 - nun Standort des Sächsischen Industriemuseums. Das Hauptgebäude beeindruckt mit vier imposanten Rundbogengiebeln und ersten Nässeflecken nach Sanierung.
Um die Kappler Drehe waren zahlreiche weitere Fimen ansässig.
Wie ein kleines Schlösschen: Eisengiesserei in Altchemnitz

1875/84 Eisengießerei Carl August Richter Annaberger Str. 114 in Altchemnitz
Das markante Klinkergebäude mit Türmchen und Nebeneinrichtungen diente bis 1987 als Lehrgießerei, danach als Chemnitzer Industriemuseum.


erste Maschinenfabrik Chemnitz - die ERMAFA Limbacher Straße

Die ehemaligen Fa. Haubold erfuhr 1996 eine Umnutzung zum Einkaufszentrum ERMAFA-Passage. Carl Gottlieb Haubold gründete 1837 dieses Maschinenbauunternehmens, das durch seine Söhne und Enkel zu Weltruhm gelangte. In Anbetracht dieser Vergangenheit erfolgte die Namensgebung Erste Chemnitzer Maschinenfabrik.
Hier kann man sein privates Bierchen zapfen.


erste Maschinenfabrik Chemnitz - die ERMAFA Limbacher Straße

Fahrzeuglampenfabrik Hermann Riemann
erbaut 1894
Fürstenstraße

Zur DDR-Zeit war die Fabrik vorwiegend ein Betriebsteil der IKA Fahrzeugelektrik.
heute leerstehend, ruinös, verwildert.

Die Fabrikanten-Villa mit Turm wird als Wohnhaus genutzt.


ehemals Strumpf- und Kettelmaschinen H. AIban Ludwig in Chemnitz

Strumpf- und Kettelmaschinen H. AIban Ludwig
Fürstenstraße 21, Sonnenberg
erbaut 1881, weitere Anbauten 1897/1906

Die Fabrik wurde in gelber Klinkerverkleidung, mit Details betonenden grünglasierten Klinkern ausgeführt. 1912/13 ging die Fabrik an Schubert & Salzer über, die hier Baumwoll-Wirkmaschinen produzierte.
heute Außenstelle des Amtsgerichts Chemnitz


Gebäude der ehemaligen Werberei Görlitz in Chemnitz

Mechanische Weberei Gebr. Goerlitz AG
erbaut um 1904
Beckerstraße 11

heute: unter anderem durch Brau & Boegen genutzt.


Lofthaus alte Janssenfabrik Chemnitz Schlosstraße

Loftig ist nun die ehemalige Strumpffabrik Janssen (1905) an der Schloßstraße und der Chemnitz, seit 1999 ein gutes Beispiel für Neunutzung gut ehrwürdiger Bausubstanz.

Restaurant, Café und Bistro und Terrasse sind nicht nur den Mietern vorbehalten.


Chemnitzer Aktienspinnerei Schulstr. 41, Altchemnitz

1896 Baubeginn eines neuen Werkes, Planung von Sidney Stott, ausgestattet mit modernster britischer Technik.Die Spinnerei II auf gleichem Grund wurde 1903 fertig, Vorplanung wieder Stott, Ausführung durch Architekturbüro Händel & Franke ebenfalls mit Ziegelfassade, jedoch die Decken aus Stahlbeton. Die spätere Baumwollspinnerei Karl-Marx-Stadt wurde zum Europark umfunktioniert.
ehemals Druckerei Georg Landgraf in Chemnitz

Druckhaus der Georg Landgraf OHG
Dresdner Straße

Das in sympatischer Industriearchitektur des Jugendstils errichtete Gebäude wurde 1910/11 erbaut. Hier wurde unter anderem die Tageszeitung "Volksstimme" gedruckt, die 1933 verboten wurde. Landgraf wurde durch SA-Leute erschossen.


Wanderer wandern zu NILES

Die Wanderer-Werke wurden 1912 unter Erich Basarke im Neoklassizismus erbaut.

Das Gebäuder der AG an der Zwickauer Straße 221 entstand um 1917.
Architekten: Zapp, Basarke
Eine Erweiterung erfolgte 1936 unter Wilhelm Kreis.


ehemalige Textilfabrik Sigmund Goeritz AG Eingang zum Goeritz-Haus

Zwickauer Straße / Ulmenstr.
erbaut 1922/27, dann kurioser Baustopp. Architekt: Hans Poelzig; Fassade in Naturbruchstein, ursprünglich höher geplant, letztlich zu klein, zog dann eine Eisengießerei ein.
Fotos: 1998, inzwischen saniert


Berühmt wurde der 1927 durch Erich Basarke im expressionistischen Stil geschaffene Aufzugsturm von Schubert & Salzer.

vom ASTRA-Werk zum Regierungspräsidium Chemnitz

Das ASTRA-Werk Altchemnitzer Str. 41, 1928 unter Architekt: Willy Schönfeld erbaut, steht für die Fabrikbauweise jener Zeit. Als Volkseigener Betrieb Buchungsmaschinenwerk wurde Ende der 1950er Jahre in rund 50 Länder exportiert.
Heute ist im Haus das Regierungspräsidiums produktiv.


Gebäude der ehemalige Strumpffabrik Peretz

1928: Die ehemalige Strumpffabrik Peretz AG
Elsasser Straße 8-11

heute Stadtverwaltung Perez-Haus


1939 wurde das Verwaltungsgebäude der Böhme Fettchemie, dem Produzenten des ersten synthetischen Waschmittels "Fewa", nach Plänen von Kornfeld & Benirschke gebaut.

So lange die Weltwirtschaftskrise boomte, gab es statt Industriebau eher Industriebrachen. Erst nach Mitte 1935 änderte sich das - vorübergehend.
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